Christoph Hügelmeyer
Technischer Direktor und Umweltmanagementbeauftragter
Eine Initiative für Nachhaltigkeit und Kultur als Anstoß: Zwischen 2010 und 2012 realisierte die Kulturstiftung des Bundes das Projekt „Über Lebenskunst“ in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt. Im Rahmen des gleichnamigen Festivals präsentierten 2011 Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen Reflexionen zum Thema Klimawandel und luden ein, zukunftsfähige Modelle einer Lebenskunst für das 21. Jahrhundert zu erproben: Was kann „gutes Leben“ unter den Bedingungen der globalen ökologischen Krise bedeuten? Das Initiativprojekt, das längst geführte Nachhaltigkeitsdebatten stärker in der Kultur zu verankern suchte, wurde zum Ausgangspunkt der Auseinandersetzung der KBB mit ökologischer Nachhaltigkeit.
Gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden beschäftigt sich die KBB seither mit den Möglichkeiten, die eine Kultureinrichtung als Ort für zukunftsweisende Ideen im Umweltschutz bereithält. Dabei geht es nicht nur darum, Nachhaltigkeits-Diskurse im programmatischen Auftrag erzählbar zu machen, sondern auch um das Potenzial von Kultur, einen übergreifenden Wandel in der Gesellschaft voranzutreiben.
Als Grundlage für diesen Prozess stellt sich die KBB seit 2013 mithilfe des internationalen Umweltmanagementsystems EMAS (Eco-Management mit Audit Scheme) ihrer eigenen Umweltbelastung und ermittelt konkrete Zahlen – von der Erhebung des Wasserverbrauchs in den einzelnen Häusern über Material- und Stoffstromanalysen bis zur Messung der verbrauchten Kilowattstunden für Heizungen und Scheinwerfer.
Die KBB GmbH und die Berliner Festspiele entwickelten gemeinsam einen Energiesparmodus für ihre Websites. Diese Funktion ist mit einem Schalter in der Kopfzeile aktivierbar. Zum einen wird dadurch der Dunkelmodus eingestellt, wodurch Endgeräte weniger Energie für die Beleuchtung des Bildschirms verbrauchen. Zum anderen werden statt der eingebetteten Bilder und Videos Bildplatzhalter angezeigt. Das hat den Effekt, dass im Hintergrund weniger Daten geladen werden müssen und die Website zudem auch bei geringerer Datenrate schneller lädt. Unsere festivalspezifischen Vektorgrafiken betrifft das nicht, weil ihre Speichergrößen per se sehr klein sind. Um die medialen Inhalte anzusehen, auf die die Platzhalter hinweisen, kann der Energiesparmodus einfach vorübergehend ausgeschaltet werden.
Entwickelt von der Europäischen Union unterstützt das internationale Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management mit Audit Scheme) Unternehmen dabei, einen wirksamen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Seit 2013 richtet die KBB ihr Umweltmanagement an EMAS aus und arbeitet seitdem kontinuierlich an der Verbesserung der eigenen Umweltbilanz.
EMAS funktioniert von innen heraus, indem es in die DNA des Unternehmens eingewoben wird: Die Basis des Systems bilden das Engagement und die Einbindung der Mitarbeitenden der KBB. Diese diskutieren als Umweltteam erhobene Daten und formulieren darauf aufbauend jährlich Maßnahmen zum Klima- und Ressourcenschutz. EMAS unterstützt und koordiniert das Bestreben, indem die gesetzten Ziele regelmäßig durch interne sowie externe Überprüfungen, sogenannten Audits, vorangetrieben werden. Auf diese Weise wird die Umsetzung der selbsterwählten Maßnahmen sichergestellt sowie nach innen und außen kommuniziert. Die EMAS-Validierung schafft somit die notwendigen Rahmenbedingungen, um Umweltbildung im Unternehmen zu verankern und Strukturen sowie Prozesse nachhaltig zu verändern.
Am 24. November 2021 hat die KBB die Bestätigung von der Industrie- und Handelskammer erhalten, dass sie die EMAS-Urkunde für ökologisches Wirtschaften mit der Registrierungsnummer DE-107-00140 mindestens bis zum 1. Oktober 2024 weiterführen kann.
Wie können Kulturveranstalter nachhaltiger handeln und zu einem grundlegenden Umdenken im Kulturbetrieb beitragen? Statt auf kulturellen Verzicht setzt die KBB auf technisches Wissen, Kreativität und Innovation. Soweit es die künstlerischen Prozesse zulassen, werden bei der Planung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen ökologische Gesichtspunkte, insbesondere in den Bereichen Ressourceneinsatz, Beschaffung, Dienstreisen, Verkehr und Entsorgung, berücksichtigt. So werden Bühnenexponate mittels eines häuserübergreifenden Materialmarktes weitergereicht, Auflagenhöhen reduziert und Leitfäden zur umweltfreundlichen Veranstaltungsorganisation erarbeitet. Ziel ist es, ein allumfassendes Bewusstsein für umweltschonendes Handeln und die eigene Verantwortung zu schaffen, indem Alternativen aufzeigt werden.
Maßnahmenbeispiele:
Wie können Ausstellungs- und Bühnenhäuser ihren CO2-Verbrauch langfristig reduzieren? Seit Einführung des Umweltmanagements erfasst die KBB kontinuierlich die Verbrauchsdaten für Wärme, Strom, Wasser, Abfall und bestimmte Verbrauchsprodukte sowie die daraus resultierende CO2-Emission für jeden Standort ihrer Institutionen. Ihre Auswertung bildet die Basis für das Aufstellen von optimierenden Maßnahmen. Die technische und energetische Sanierung der Häuser der KBB sowie der bereits 2013 vollzogene Umstieg auf Ökostrom markieren hierbei wichtige Meilensteine in einer umweltbewussten Verwaltung und Nutzung der Gebäude. Im engen Austausch mit Mitstreiter*innen spielt auch die gesellschaftliche Verantwortung eine große Rolle, wenn Energieverbrauch aufgrund steigender Kosten und möglichen Engpässen reduziert werden muss.
Maßnahmenbeispiele:
Die KBB hat sich mit ihren Mitarbeitenden darauf verständigt, Dienstreisen so klimaneutral wie möglich durchzuführen. Aus diesem Grund erstattet die KBB innerhalb von Berlin ausschließlich Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch innerhalb von Deutschland sowie in europäische Großstädte angrenzender Länder gilt die Bahn als präferiertes Reisemittel. Für länger beschäftigte Mitarbeitende besteht die Möglichkeit, das BVG-Firmenticket zu beziehen. Zusätzlich stellt die KBB ihren für den Betrieb notwendigen Fuhrpark sukzessive auf E-Fahrzeuge um.
Maßnahmenbeispiele:
Entscheidungen zur Nachhaltigkeit treffen all diejenigen, die produzieren, mitgestalten und selbst konsumieren. Daher ist es der KBB ein besonderes Anliegen, die Mitarbeitenden aller Häuser in die ökologische Ausrichtung einzubinden, um die KBB als Unternehmen auf dem Weg in eine ökologische Zukunft zu begleiten. Die Mitarbeitenden der KBB werden daher zu regelmäßigen Umweltteamsitzungen eingeladen, um aktiv am Transformationsprozess teilzunehmen sowie eigene Ideen einzubringen. Schulungen und Informationen über umweltbewusstes Verhalten am Arbeitsplatz sowie gemeinsame Ausflüge stärken zusätzlich das Bewusstsein für ökologische Nachhaltigkeit, während die Mitglieder des Umweltteams als ständige Ansprechpartner*innen zur Verfügung stehen.
Maßnahmenbeispiele:
Für nicht zu vermeidende Flugreisen der Mitarbeitenden unterstützt die die KBB die Vernässung von Mooren in Norddeutschland durch den Erwerb von MoorFutures. MoorFutures widmet sich der Renaturierung von Mooren in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Als leistungsstarke Kohlenstoffspeicher binden Moorgebiete etwa ein Drittel des im Boden und in der Biomasse der Erde existierenden Kohlenstoff und bedecken dabei nur drei Prozent unseres Globus. Über den Kauf von freiwilligen Klimaschutzzertifikaten unterstützt die KBB MoorFutures bei ihrer Arbeit, trocken gelegte Moore wieder zu vernässen und somit CO2 im Boden dauerhaft zu binden. Die Mittel des KBB fließen in die Wiedervernässung von ehemaligen Mooren. Mehr dazu finden Sie unter www.moorfutures-sh.de oder hier.
Christoph Hügelmeyer
Technischer Direktor und Umweltmanagementbeauftragter